Grundsatzprogramm

Präambel 

Unsere Schulen sind mehr als reine Lernorte – sie sind zentrale Lebensräume junger Menschen. Wer dort einen Großteil seiner Zeit verbringt, braucht Mitbestimmung, Sichtbarkeit und eine starke Interessenvertretung. Als Kreisschülerrat vertreten wir die Überzeugung, dass Schüler nicht nur Adressaten, sondern aktive Mitgestalter des Bildungssystems sein müssen.
Dieses Grundsatzprogramm bildet das Fundament für unsere politische Arbeit: Wir setzen uns dafür ein, dass Bildung im Hochtaunuskreis zukunftsorientiert, gerecht und nachhaltig gestaltet wird. Wir wollen auf aktuelle Herausforderungen wie Digitalisierung, gesellschaftliche Polarisierung, mentale Gesundheit und Nachhaltigkeit reagieren, den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Schulen stärken und durch den Grundschülerrat das Engagement aller Altersgruppen fördern.
Für uns ist klar: Über Bildung sollte gemeinsam mit Schülern entschieden werden – nicht über sie hinweg. Wir wollen Bildung im Hochtaunuskreis mitgestalten. 

Unsere Arbeit

Als Kreisschülerrat ist es unsere Aufgabe, die über 30.000 Schüler des Hochtaunuskreises zu repräsentieren und ihre Interessen vor der Öffentlichkeit sowie politischen Gremien zu vertreten. Dabei legen wir großen Wert darauf, die Schüler aller Schulformen aktiv einzubinden. Durch den Grundschülerrat wollen wir auch unseren jüngeren Mitschülern Mitbestimmung ermöglichen und Engagement fördern. 

Neben der Interessenvertretung auf Kreisebene ist es außerdem unser Ziel, eine Plattform für einen guten Austausch zwischen den einzelnen SVen zu gewährleisten und diese dabei zu unterstützen, die Interessen ihrer Mitschüler zu vertreten und gemeinsame Projekte und Veranstaltungen zu organisieren. Wir wollen unsere Mitschüler über ihre Rechte aufklären und die Möglichkeiten für Engagement in Schüler- und Jugendvertretungen vermitteln. 

Der Kreisschülerrat strebt eine transparente Berichterstattung und einen direkten Austausch mit der Schülerschaft des Hochtaunuskreises an. Wir sind über unsere Website, Instagram, E-Mail und über die jeweiligen Delegierten stets bei Problem und Wünschen erreichbar.  Um die Situationen an den jeweiligen Schulen besser erfassen zu können, führt der Vorstand außerdem regelmäßige Meinungsumfragen durch. 

Wir sehen es als selbstverständlich für unsere Arbeit, mit anderen Gremien und Organisationen aktiv zusammenzuarbeiten.  Wir befürworten daher eine enge Kooperation mit den Jugendräten und sehen eine engere Zusammenarbeit mit dem Schulträger sowie dem staatlichen Schulamt als essentiell.

Der Kreisschülerrat fordert ein größeres Budget, um die Interessen der Schüler des HTK effektiver vertreten zu können. Perspektivisch würden wir gerne Projekte an einzelnen Schulen fördern, Workshops zu den Themen Demokratieförderung und mentale Gesundheit organisieren und Wettbewerbe ausrichten. Um unser Budget effektiv verwalten zu können, wünschen wir uns klare Richtlinien, insbesondere im Umgang mit Ersatzschulen.

Digitalisierung

Um die Schulen im Hochtaunuskreis zukunftsfähig zu gestalten, ist eine flächendeckend moderne Ausstattung erforderlich. Ein  zentrales Anliegen ist uns daher der Ausbau unserer digitalen Infrastruktur. Ein schnelles, flächendeckendes WLAN ist dabei entscheidend, um digitale Medien im Unterricht nutzen zu können. Ein zuverlässiger Internetzugang – unabhängig von privaten Hotspots – ist die Grundvoraussetzung für digitale Arbeit und Recherchen. Folglich fordern wir, dass insbesondere Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen und Sekundarstufe II einen permanenten Zugang erhalten. Wir begrüßen die entsprechenden Modellprojekte des Schulträgers und erwarten eine zeitige Ausweitung auf alle Schulen. 

Wir fordern eine einheitliche Regelung für Tablet-Nutzung und befürworten diese ab mindestens Klasse 10. Im Sinne der Chancengleichheit, erwarten wir, dass der Schulträger für Schüler, die es sich aus finanziellen Gründen nicht leisten können, auf Antrag ein Tablet bereitstellt.

Um einen effektiven und pädagogisch wertvollen Umgang mit digitalen Medien zu gewährleisten, braucht es ein umfangreiches und einheitliches Medienkonzept, das klare Regelungen festlegt und Medienkompetenzen bereits früh vermittelt: Dazu gehört nicht nur das Erlernen grundlegender Programme, wie Office Anwendungen, sondern ebenso der verantwortungsvolle und reflektierte Umgang mit Social-Media sowie der Schutz persönlicher Daten. Außerdem braucht es Konzepte zum Umgang und zur bewussten Einbindung von Künstlicher Intelligenz im Unterricht. Bei der Erstellung jener Konzepte fordern wir eine aktive Einbindung der Schüler- und Elternvertretung sowie Fachkundigen. 

Schulessen

Eine ausgewogene und qualitative Ernährung spielt eine bedeutende Rolle für einen erfolgreichen und angenehmen Schulalltag. Daher stehen wir für gute und preiswerte Schulverpflegung, welche die Wünsche der Schüler berücksichtigt und auf verschiedene Ernährungsbedürfnisse eingeht.

Die Schüler sollen zukünftig aktiv in die Gestaltung der Speisepläne mit einbezogen werden, um das Angebot deutlich besser auf ihre Bedürfnisse abzustimmen. Wir befürworten den Einsatz von regionalen, saisonalen und möglichst nachhaltigen Produkten sowie die Wiedereinführung einer Salattheke an sämtlichen Schulen. Des Weiteren setzen wir uns für angemessene Portionsgrößen ein.

In einer modernen Mensa sollte Kartenzahlung längst Standard sein. Aktuell wird jedoch in den meisten Schulen noch ausschließlich auf Barzahlung und ein Prepaid-Chip-System zurückgegriffen. Das führt dazu, dass insbesondere ältere Schüler eher in Supermärkten etc. einkaufen. Eine flächendeckende Einführung von Kartenzahlung ist daher dringend notwendig. 

Demokratie

Mit großer Sorge blicken wir auf die zunehmende politische Radikalisierung in Deutschland, insbesondere unter Jugendlichen: Polarisierung, Fake-News und Extremismus gefährden unsere Demokratie. Umso wichtiger ist es, bereits in der Schule ein starkes demokratisches und politisches Grundverständnis zu fördern.

Demokratie sollte nicht nur gelernt, sondern vor allem gelebt werden! Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass politische Bildung an Schulen gestärkt wird. Dazu gehört, im Schulalltag mehr Raum für offene, respektvolle politische Diskussionen zu schaffen, durch Projekte, Workshops und Podiumsdiskussionen Demokratie nahbarer zu machen, mit schulexternen Partnern zusammenzuarbeiten, um vielfältige Perspektiven zu eröffnen und gesellschaftliches Engagement mehr wertzuschätzen. Um unsere freie Gesellschaft zu schützen, muss jeder Schüler die Schule mit einem gefestigten Demokratieverständnis verlassen und bereit dazu sein, für unsere Werte einzustehen!

Schulgebäude

Unsere Schulen sind mehr als nur Lernorte – sie sind der Ort, an dem Schüler einen großen Teil ihrer Zeit verbringen, Freunde treffen und sich persönlich weiterentwickeln. Veraltete Bausubstanz, unzureichende Ausstattung und trist gestaltete Räumlichkeiten stehen einem zeitgemäßen Lernen oft im Weg. Deshalb stehen wir für moderne Schulgelände im Hochtaunuskreis, welche funktional, einladend und barrierefrei sind. Schule sollte ein Ort werden, an dem sich Schüler gerne aufhalten. Hierfür sollten Schüler aktiv in die Gestaltung miteinbezogen werden.

Ein besonderer Fokus sollte hierbei auf Aufenthalts- und Ruheräumen liegen, um in den Pausen eine Rückzugsmöglichkeit zu bieten, wie beispielsweise gemütlich gestaltete Räume im Gebäude oder wettergeschützte Aufenthaltsflächen mit Sitzmöglichkeiten auf dem Schulhof. Ein häufig geäußerter Wunsch ist außerdem der Aufbau und die Nutzung von grünen Klassenzimmern. 

Die Toilettensituation ist an den meisten Schulen untragbar. Sauberkeit, Hygiene und Privatsphäre müssen selbstverständlich sein. Des Weiteren fordern wir die kostenlose Bereitstellung von Menstruationsartikeln durch den Kreis.

Sicherer Schulweg

Der Schulweg gehört für alle Schüler zum festen Bestandteil des Schulalltages. Dabei kommt es jedoch immer wieder zu gefährlichen Situationen. Wir fordern daher eine umfassende Überprüfung der Verkehrssituation rund um unsere Schulen. Außerdem sollten sich die Städte mit dem RMV zusammensetzen, um die Busverbindungen an die Unterrichtszeiten der jeweiligen Schulen besser anzupassen und mögliche Sonderverbindungen zu erproben. Zusätzlich braucht es Konzepte, mit Ausfällen und Verspätungen des ÖPNVs im Sinne der Schülerschaft besser umzugehen. 

 Unübersichtliche Kreuzungen, fehlende Zebrastreifen und schlecht einsehbare Stellen müssen entschärft werden!  Wir setzen uns außerdem für mehr Fahrradstellplätze an unseren Schulen ein, um das Fahrrad als Verkehrsmittel attraktiver zu machen. Nach Möglichkeit sollten diese überdacht sein.

Nachhaltigkeit

Der Kreisschülerrat setzt sich für Nachhaltigkeit im Schulalltag ein. Dabei orientieren wir uns an den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) der Vereinten Nationen und streben danach, ökologische und soziale Verantwortung in unseren Schulen zu fördern. 

Dazu gehört die nachhaltige Gestaltung von Schulhöfen. Anstelle versiegelter Flächen sollten sich unsere Pausenhöfe zu grünen Bereichen entwickeln, welche die Artenvielfalt fördern und als Lernorte dienen. Ebenso setzen wir uns für die Einführung von Sammelstellen für Pfandflaschen ein, welche einen Beitrag zur Abfallvermeidung leisten, für den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen sensibilisieren und außerdem die Finanzierung schulischer Projekte ermöglichen.

Darüber hinaus stehen wir für ein umfassendes Rauchverbot auf dem gesamten Schulgelände – einschließlich E-Zigaretten und Vapes -, was die Gesundheit aller Beteiligten schützt und Umweltverschmutzung verhindert. Ebenso wichtig ist uns die Bildung für nachhaltige Entwicklung: Wir möchten, dass Klimaschutz, globale Gerechtigkeit und nachhaltiges Wirtschaften mit in den Unterricht eingebunden werden, damit Schüler lernen, sich aktiv für eine nachhaltigere und gerechtere Welt einzusetzen

Berufliche Orientierung

Berufliche Orientierung ist ein entscheidender Bestandteil der Schullaufbahn und zentral für einen erfolgreichen Übergang ins Berufsleben. Daher setzen wir uns für eine Stärkung der Berufsinformation an Schulen ein. Praxisnahe Workshops, in denen Schüler Einblicke in verschiedene Berufsfelder erhalten und Fähigkeiten erproben können sowie regelmäßige Vorstellungen unterschiedlicher Berufe durch Fachkräfte und Ausbildungsbetriebe, um Perspektiven aufzuzeigen und neue Interessen zu entwickeln. 

Ausbildungsmessen sollen genutzt werden, um die Vielfalt regionaler Möglichkeiten sichtbar zu machen. Ziel ist es, allen Schülern einen niederschwelligen Zugang zu Berufsinformationen zu ermöglichen. Gleichzeitig fordern wir eine verbesserte Kommunikation bestehender Angebote, da viele Schüler erst zu spät oder gar nicht von Projekten, Beratungsangeboten und Veranstaltungen erfahren: Informationen müssen klar und rechtzeitig verbreitet werden.

Ein weiteres Anliegen ist es uns, Schüler aktiv in das OLoV-Projekt mit einzubinden. Schüler sollten nicht nur die Zielgruppe darstellen, sondern auch aktiv an Planung und Umsetzung beteiligt werden.

Offenheit

Wir bekennen uns zu einer offenen, toleranten und vielfältigen Schulgemeinschaft. Wir setzen uns aktiv für für Gleichberechtigung und gegen jede Form von Diskriminierung ein. Dazu gehört auch die Unterstützung des bundesweiten Netzwerks “Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage”, dem aktuell bereits über 4000 Schulen in Deutschland angehören. Diese verpflichten sich dazu, regelmäßig Projekte gegen Rassismus und Ausgrenzung durchzuführen und eine klare Haltung für ein respektvolles Miteinander zu zeigen.

Der Kreisschülerrat fordert, dass an allen Schulen im Kreis gegen Rassismus vorgegangen und Offenheit gefördert wird. Offenheit bedeutet für uns, Gleichberechtigung unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Religion und sexueller Orientierung zu leben und zu fördern. Respekt und Vielfalt machen Schule zu einem Ort, an dem sich alle wohlfühlen und gemeinsam lernen können.